Er entspringt im Pindusgebirge in Griechenland als Aoos und mündet in Albanien als Vjosa in die Adria uns ist das vielleicht am härtesten umkämpfte Gewässer Europas in den letzten zehn Jahren. Etliche Wasserversorger planten insgesamt 46 Staudammprojekte an Haupt- und Nebenflüssen und kämpften gegen Naturschützer, die den einzigartigen und in Europa nur noch einmaligen Naturraum in seiner Vielfalt erhalten wollten. Gewonnen hat in diesem Fall die Natur – ein Vorzeigeprojekt, welches große internationale Aufmerksamkeit und Unterstützung erfuhr. Wissenschaftler, Einheimische, kommunale Regierungen, internationale Prominenz machten sich für den Erhalt des einzigartigen Naturraums stark. Die einstige Kulisse von Karl Mays Kultfilmen ist seit dem 15. März ein Nationalpark, das gesamte Flussgebiet auf albanischem Staatsgebiet: 12.700 ha. Ein Meilenstein, nicht nur für Albanien, sondern für Europa, da das Schutzgebiet der Kategorie II grenzübergreifend geschützt werden muss. Das immer noch überwiegend unberührte Hinterland Albaniens an der Vjosa beheimatet unzählige bedrohte Arten, Vögel, Amphibien, Fische, Insekten und eine große Zahl bedrohter Pflanzenarten. Mehr als 1100 der dort beheimateten Lebewesen stehen auf der roten Liste der bedrohten Arten der IUCN.
Von wirtschaftlicher Seite sollte die Wasserkraft genutzt werden, um Albanien einen Aufschwung mit Hilfe „Grüner Energie“ zu verschaffen. Diese Vorhaben sind nun Geschichte. Nicht ganz unbeteiligt sind sicher auch die Ergebnisse jüngster Forschung zur Wirtschaftlichkeit von großen Staudammprojekten. Flussökosysteme und die Artenvielfalt stehen durch die massiven Eingriffe extrem unter Druck. Zudem lässt der fortschreitende Klimawandel keine verlässlichen Kosten und Nutzen-Kalkulationen für Wasserkraftwerke mehr zu. Weltweit werfen zur Zeit viele große Staudammprojekte die Farge auf, ob sie nicht nachhaltig mehr zerstören, als wirtschaftlich profitablen Nutzen bringen. Diese sensiblen Fragen haben wir uns vor zehn Jahren offenbar noch nicht gestellt.