Die Leopoldina hat eine Stellungnahme zur Bedeutung naturnaher Moore und Auen veröffentlicht. Moore und Auen erfüllen essenzielle Funktionen im Klima- und Wassermanagement und sichern Lebensräume für bedrohte Arten. Trotz ihrer Bedeutung sind in Deutschland rund 94 Prozent der Moore trockengelegt und fast alle Auen (Überflutungsgebiete) von Flüssen abgeschnitten.
Die Stellungnahme mit dem Titel „Klima – Wasserhaushalt – Biodiversität: Für eine integrierende Nutzung von Mooren und Auen“ unterstreicht die dringende Notwendigkeit der Wiedervernässung von Mooren und der Renaturierung von Auen. Die dort aufgezeigten Maßnahmen sind entscheidend, um nationale und internationale Verpflichtungen im Klimaschutz, Gewässermanagement und Biodiversitätsschutz zu erfüllen.
Moore spielen eine Schlüsselrolle als Kohlenstoffspeicher und speichern weltweit etwa zehn Prozent des Süßwassers. Auen wiederum regulieren Hochwasser und unterstützen den Wasserhaushalt während Trockenperioden, gerade die letzten Hochwasserkatastrophen zeigen die Wichtigkeit der Überflutungsflächen. Außerdem betonen die Experten, dass gerade in Mitteleuropa die Artenvielfalt in diesen Feuchtgebieten besonders hoch ist.
Die kürzlich verabschiedete EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) sowie die Ziele der UN-Biodiversitätskonvention bis 2030 spielen eine zentrale Rolle. Diese setzen unter anderem das Ziel, mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen weltweit zu schützen und zu renaturieren.
Um die gesteckten Klimaziele zu erreichen, müssten bis 2050 fast alle entwässerten Moorflächen Deutschlands wiedervernässt werden. Die Stellungnahme fordert einen ganzheitlichen Ansatz, der ökologische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte berücksichtigt und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, darunter Bund, Länder, Kommunen, Verwaltung, Verbände und Landbesitzer, fördert. Dabei sollen gleichzeitig die noch intakten Moore und frei fließenden Gewässer höchste Priorität haben.
Konkrete Handlungsempfehlungen wie die Priorisierung von Wiedervernässungsmaßnahmen in Schutzgebieten und die Entwicklung neuer Nutzungskonzepte für trockengelegte Moorstandorte, welche bspw. zur Zeit von der Landwirtschaft genutzt werden, werden genannt. Dazu gehören die Förderung von Paludikulturen zur Biomasseproduktion, Beweidung auf Nassweiden oder die Nutzung für erneuerbare Energien wie Photovoltaikanlagen.
Ein zentraler Punkt ist auch die Einführung von Anreizen für Landbesitzer, die ihre Flächen wiedervernässen, etwa durch die Einbindung in den CO₂-Emissionshandel. Gleichzeitig sollten klimaschädliche Subventionen abgebaut werden, die bisher die Entwässerung der Landschaft fördern.
Die Stellungnahme wurde von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe erarbeitet, die Expertise aus den Bereichen Ökologie, Biologie, Hydrologie, Soziologie, Agrartechnik, Umweltökonomie und Rechtswissenschaften zusammenführte. Sie fordert eine schnelle Umsetzung konkreter Maßnahmen, um die wertvollen Funktionen von Mooren und Auen zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Marica Goncalves
Lesen Sie in der Stellungnahme der Leopoldina.
Quelle: euwid-wasser.de ; www.leopoldina.org/presse