In Bad Schönborn im Kreis Karlsruhe gibt es einen neuen Rekord zu vermelden: Deutschlands größte schwimmende Photovoltaikanlage wurde auf dem Philippsee in Betrieb genommen. Die über 27.000 Solarmodule dieser Anlage erstrecken sich über eine Fläche von 8,2 ha und produzieren seit dem 1. August Strom – primär für das benachbarte Kieswerk, wobei überschüssige Energie ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Bei der Einweihung lobte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann das zukunftsweisende Projekt als wichtigen Baustein der Energiewende. „Damit die Energiewende gelingt, müssen wir alle verfügbaren Potenziale ausschöpfen. Dazu gehören auch schwimmende Photovoltaikanlagen“, so Kretschmann. Projekte wie dieses ermöglichen es, Flächenkonflikte auf dem Land zu vermeiden und gleichzeitig eine saubere Energiequelle zu erschließen.
Diese schwimmende PV-Anlage setzt nicht nur neue Maßstäbe in Deutschland, sondern zeigt auch das Potenzial dieser innovativen Technologie auf. Während das Philippsee-Projekt den Anfang markiert, ist bereits eine weitere, größere Anlage mit 29 MW auf dem Cottbuser Ostsee – einem gefluteten Braunkohletagebau in der Lausitz – in Planung. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) schätzt das Potenzial für Floating-PV in Deutschland auf bis zu 2,5 GW.
Die Anlage am Philippsee nutzt bis zu 15 % der künstlichen Wasserfläche, die durch Kiesabbau entstanden ist. Schwimmende Photovoltaikanlagen zählen zu den innovativen Technologien im Bereich der Solarenergie, ähnlich wie die Agri-PV. Diese Systeme bieten nicht nur die Möglichkeit zur Solarstromerzeugung, sondern erschließen auch zusätzliche Nutzungspotenziale und tragen zur Entlastung landwirtschaftlicher Flächen bei, die sonst in reine Solarparks umgewidmet werden könnten. Durch die kühlende Wirkung des Wassers können die Solarmodule effizienter arbeiten, und selbst die schwimmenden Transformatoren profitieren von dieser Kühlung. Zudem helfen Floating-PV-Anlagen, die Verdunstung von Wasser zu reduzieren.
Das Philippsee-Projekt ist Teil einer umfassenden Initiative zur Förderung der Klimaneutralität in Deutschland und der Entwicklung innovativer Technologien für nachhaltige Energie. In den letzten Jahren hat die Unterstützung für Floating PV hierzulande zugenommen. In den benachbarten Niederlanden wurden bereits 2020 vergleichbare Anlagen aufgrund eines frühen Förderregimes in Betrieb genommen.
Die PV-Module werden in Ost-West-Ausrichtung auf einem Stahlrahmen montiert, der mithilfe von HDPE-Pontons schwimmt. Diese Technik, ZIM-Float, wurde vor fünf Jahren von der Zimmermann PV-Steel Group entwickelt. Der größte Floating-PV-Park von Zimmermann, das Projekt Sellingen in den Niederlanden, hat eine Nennleistung von 41,1 MW und eine Fläche von 22,5 ha und gilt als das größte schwimmende PV-System außerhalb Asiens.
Für das Philippsee-Projekt wurde der Montageabstand der Modulreihen vergrößert, um die Lichtdurchlässigkeit zu erhöhen. Die Modulrahmen werden zu sogenannten Modulbooten verbunden und mit Motorbooten zu ihrem Standort gebracht. Zur Berücksichtigung von Umweltbelange und zum Schutz der Uferzone wurde eine Verankerung am Gewässergrund gewählt.
Mit diesem Projekt wird deutlich: Floating-PV-Anlagen sind ein vielversprechender Trend in der nachhaltigen Energiegewinnung – und Bad Schönborn spielt dabei eine Vorreiterrolle.
Technische Daten der Photovoltaikanlage Philippsee:
- Gesamtfläche der Anlage: 8,2 ha
- Leistungskapazität: 14,98 MW
- Geschätzte jährliche Stromerzeugung: 16,1 Mio. kWh
- Photovoltaikmodule: 27.160 Solarmodule vom chinesischen Hersteller Risen in Heterojunction-Bifacial-Technik mit 580 W/585 W Nennleistung
- Unterkonstruktionen: Zimmermann PV-Steel Group
- Wechselrichter: Huawei
- Trafostation: Feag
Marica Goncalves
Quelle: Deutschlands größte Solaranlage auf einem Baggersee eingeweiht (vdi-nachrichten.com) ; Bundesweit größter schwimmender Solarpark: Baden-Württemberg.de (baden-wuerttemberg.de)