Nordrhein-Westfalen nimmt eine führende Rolle beim Umgang mit PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) ein. Seit dem großen PFAS-Umweltskandal im Sauerland 2005/2006 hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (LANUK) ein flächendeckendes und intensives Messprogramm aufgebaut, das bundes- und europaweit Maßstäbe setzt. Ziel ist es, PFAS-Belastungen präzise zu erfassen sowie Risiken für Mensch und Umwelt besser zu verstehen und zu bewerten.
Bis heute wurden in NRW an über 500 Messstellen in mehr als 230 Gewässern Proben genommen, darunter Oberflächen- und Grundwasser sowie Abwasser und Klärschlamm. Die Zahl der Analysen steigt stetig und lag 2024 bei fast 20.000. Dieses umfangreiche Monitoring zeigte, dass die Belastungen einzelner PFAS-Verbindungen insgesamt sinken, während die Anzahl der Fundstellen durch die bessere Erfassung zunimmt. Das bedeutet nicht, dass NRW stärker belastet ist als andere Regionen, sondern dass hier mit hoher analytischer Expertise mehr Daten gewonnen werden.
An wichtigen Flüssen wie Ruhr und Rhein konnte seit den ersten Funden 2006 eine deutliche Reduktion von PFAS, insbesondere PFOS, erreicht werden – wenn auch die gesetzlich angestrebten Umweltqualitätsnormen noch nicht überall erfüllt sind. Ab Januar 2026 gilt erstmals ein bundesweiter Trinkwasser-Grenzwert für die Summe von 20 PFAS-Verbindungen, der in NRW bislang nicht überschritten wurde.
Das langjährige Engagement in NRW ermöglichte wegweisende wissenschaftliche Grundlagen. LANUK entwickelte bereits früh Analyseverfahren, beteiligte sich maßgeblich an europäischen Regulierungen und setzte Maßnahmen wie die Behandlung von Abwasser mit Aktivkohle sowie die Sanierung von Altlasten um. Auch spezielle Untersuchungen, z. B. zur Untersuchung von Löschwasser nach Bränden, werden durchgeführt.
PFAS sind langlebige, synthetische Stoffe, die in zahlreichen Alltags- und Industrieprodukten eingesetzt wurden, aber aufgrund ihrer Persistenz, Bioakkumulation und toxischen Eigenschaften als gefährlich gelten – teils krebserregend oder hormonell wirksam.
NRW plant im Rahmen der laufenden EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2030 alle Grundwassermessstellen auf PFAS zu untersuchen, um so ein vollständiges Belastungsbild zu erhalten. Neben konsequenter Überwachung bleibt das Ziel, die PFAS-Emissionen weiter zu senken und Vorsorge für Mensch und Umwelt zu treffen.